Mein Kampf gegen den Krebs
Aufgeben ist keine Option
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August 2020
Der 1. August begann am frühen Morgen mit einem wunderschönen Morgenrot und endete mit einem ebenso wunderschönen Abendrot. Selten, dass einem ein und derselbe Tag beides so eindrucksvoll bietet. Ich bin sehr gespannt, was mir dieser Monat so alles bringen wird. Feststehende Termine sind der 14. für die nächste Immuntherapie und der 28. für das nächste CT. Der merkwürdige Husten hat sich leider fest etabliert. Ich fühle mich bei dem einen oder anderen Hustenanfall an schlimmste Raucherzeiten erinnert. Glücklicherweise hat sich die Kurzatmigkeit nicht verschlimmert und ich fühle mich insgesamt kräftig genug, dem Krebs auch weiterhin die Stirn zu bieten.
Bisher hat der August nicht an Sonne und Hitze gespart. Deshalb nutze ich im Moment die frühen Morgen- oder Abendstunden für meine Aktivitäten. Glücklicherweise kühlt es bei uns in den Nächten, zumindest im Moment, noch ausreichend ab. An den Tagen, an denen meine Frau nicht oder spät arbeiten muss, fahre ich gerne morgens in die Nachbardörfer um Brötchen zu holen. Wegen der schönen Radwege fahre ich am liebsten über Wehen nach Neuhof. Auf der Strecke (ca. 13 km) sind die Wege relativ eben und geteert. Jeden Tag versuche ich dabei etwas weniger Unterstützung zu nutzen. Aber ohne geht es leider nicht. Außerdem nehme ich gerne die Kamera mit. Im Aartal kann man immer öfter die verschiedensten Tiere beobachten und fotografieren. Wie man in meinen Bilderalben (z. B. Juli) sehen kann, sind hier Störche, Reiher, Hasen und Rehe keine Seltenheit. Sogar eine Rotte Wildschweine konnte ich hier schon beobachten, leider hatte ich die Kamera nicht schnell genug greifbar.
Die Hundstage sind da. Eine ganze Woche und mehr mit über 30° selbst hier im Taunus, das haben wir nicht wirklich oft. Und wer jetzt wieder anfängt vom menschengemachten Klimawandel zu fabulieren, dem muss ich entgegenhalten, dass ich mich noch bestens an Hitzefrei und heiße Sommer auch schon in meiner Kindheit und Jugend erinnere. Wassernotstand wurde damals öfter ausgerufen als heute. Genauso erinnere ich mich an die Schneekatastrophe in den 70ern in Norddeutschland und die damals von allen Medien prognostizierte baldige neue Eiszeit. Die Medien waren auch damals schon ein Quell ewiger Wahr- und Weisheit.
Ich verbringe die Tage im Moment damit, der Hitze soweit möglich auszuweichen. Das Atmen fällt mir in der Mittagshitze besonders schwer. Die heiße Luft verursacht ein unangenehmes Gefühl in den Atemwegen. Das Tragen einer Mund-Nasen-Maske ist für mich dann, auch für kurze Momente, eine echte Qual. Also bleibe ich einfach zu Hause und warte ab, bis es draußen wieder etwas Erträglicher geworden ist. Normalerweise nutze ich solche Zeiten um zu puzzeln, aber bei der Hitze kann ich mich leider überhaupt nicht konzentrieren. Also drehe ich am frühen Morgen meine Runden mit dem Rad, schlafe den Rest vom Tag viel und höre in aller Ruhe mal wieder klassische Musik. Beethovens Pastorale und die Peer Gynt Suite von Edward Grieg kann ich ganz besonders empfehlen. Das ist Balsam für die Seele.
Meine Familie hat mir für das E-Bike einen Zweitakku spendiert. Jetzt sind mir Radtouren bis zur totalen Erschöpfung möglich. Natürlich musste ich den Akku sofort auf Herz und Nieren prüfen. Also ab aufs Rad und losgefahren. Die Fahrt verlief etwas anders als geplant. Nach einem kurzen Zwischenstopp beim Bäcker in Neuhof, wollte ich herausfinden, ob es von Neuhof einen schönen Radweg über Orlen nach Wingsbach und dann zurück nach Hahn gibt. Dabei wurde ich von einem heftigen Gewitterschauer überrascht. Trotz Regenjacke war ich natürlich binnen kürzester Zeit nass bis auf die Haut. Seltsamerweise hat mir das riesigen Spaß gemacht. Ich habe mich wie ein kleines Kind gefühlt und habe jeden Tropfen genossen. Und das waren schon einige. Selten, dass ich mich als Erwachsener, der jahrzehntelang einen festen Alltagstrott hatte, so lebendig und frei gefühlt habe. Daheim angekommen sind mittlerweile über 700 km auf dem Tacho meines E-Bikes. Bin mal gespannt, ob ich die 1.000 km noch vor dem Winter schaffe.
Die gestrige Immuntherapie habe ich wieder bestens vertragen. Meinen Husten und die Kurzatmigkeit versuchen wir jetzt mit der Umstellung einiger Medikamente in den Griff zu bekommen. Wir tauschen den Betablocker und das Asthmaspray aus. Nächste Woche habe ich die erste Sitzung der Heilhypnose und Ende August geht es dann wieder zum CT. Es bleibt weiter spannend, gerade jetzt, wo das erste Mal über längere Zeit keine Chemotherapie mehr gegeben wurde.
Nach mittlerweile über einem halben Jahr gab es einige kleine Anpassungen in meinem Ernährungsplan. Den Rote Betesaft musste ich von meiner Liste streichen, da ich davon regelmäßig Durchfall bekam. Auch bei den Nahrungsergänzungsmitteln habe ich etwas nachjustiert und den Bestand um Magnesium und Gerstengras ergänzt. Bleibt abzuwarten, wie sich das in den nächsten Wochen und Monaten bewährt.
Der Husten und die Kurzatmigkeit tun mir einfach nicht den Gefallen zu verschwinden. Es fühlt sich von Tag zu Tag etwas schlechter an. Die Treppen zur Wohnung in den zweiten Stock fallen mir wieder deutlich schwerer. Das Tragen einer Alltagsmaske ist für mich dadurch zum Horror geworden. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass ich diesen Masken diese Misere zu verdanken habe. Auf jeden Fall kann ich das nicht anstehen lassen, schließlich möchte ich keinesfalls an der Sauerstoffflasche enden.
Mein Hausarzt hat mir ein spezielles Medikament für meinen Inhalator verordnet. Dieses wird der eigentlichen Inhalationslösung in geringen Mengen zugefügt. Das soll die Bronchien erweitern und mir so das Atmen erleichtern. Damit inhaliere ich nun mindestens drei Mal täglich. Gleich am Montag, wenn auch die Blutabnahme erfolgt und ich meine monatliche B12 Spritze bekomme, wird er mit mir besprechen, ob das erfolgreich war. Falls nicht, komme ich der Sauerstoffflasche tatsächlich einen Schritt näher. Er wird mir dann ein Sauerstoffgerät verschreiben. Damit soll ich dann, vorerst nur abends, meine Bronchien und die Lunge unterstützen.
Das Wochenende ist nun vorbei und ich bin vom Arzt zurück. Ich konnte meinem Arzt berichten, dass sich durch die Inhalationen mit dem neuen Medikament die Kurzatmigkeit etwas gebessert hat. Die Entscheidung für ein Sauerstoffgerät wurde vorerst zurückgestellt. Darüber bin ich sehr froh. Zur Belohnung gibt es jetzt Dinkelbrötchen zum Frühstück und danach einen Ausflug an den Rhein zum Radfahren.
Der Ausflug an den Rhein war sehr schön, aber auch ziemlich anstrengend. Zumindest für mich. Wir sind mit dem Auto bis zum Schiersteiner Hafen gefahren. Von dort sind wir dann mit unseren E-Bikes bis kurz nach Oestrich-Winkel gefahren. Das Stück zwischen Walluf und Eltville ist weniger empfehlenswert. Man fährt dort direkt neben der vielbefahrenen Bundesstraße. Aber ab Eltville wird es richtig schön. Jedenfalls wenn man unter der Woche unterwegs ist. Am Wochenende ist wohl kaum ein durchkommen. Am Rückweg haben wir in Etville am Riesenrad eine längere Pause eingelegt. Wir haben uns mit Kibbeling gestärkt und waren dann so mutig, auch mit dem Riesenrad zu fahren. Ein Tag mit echten Urlaubsgefühlen. Ich muss zugeben, mir stieg heute einige Male das Wasser in die Augen, weil ich so glücklich bin, dass mir solche Unternehmungen noch möglich sind. Für diese erstaunliche Gnade (Amazing Grace) bin ich unendlich dankbar.
Der August verabschiedet sich mit deutlich gesunkenen Temperaturen. Wirklich traurig bin ich darüber nicht. Das Atmen fällt dadurch etwas leichter und viele Tätigkeiten strengen mich weniger an. Auch das vereinfacht den Alltag etwas. Ein wichtiger Termin stand heute an. Das Kontoll-CT. Durch Auswertung der Aufnahmen und deren Vergleich mit den älteren Ergebnissen wird festgestellt, wie sich meine Tumore entwickelt haben. Hatte ich beim ersten Kontoll-CT ein eindeutig positives Ergebnis zu verzeichnen, so ergab sich beim zweiten CT eher ein gemischtes Bild. Daher sind wir natürlich sehr auf das Ergebnis gespannt. Vielleicht ergeben sich auch Anhaltspunkte dafür, welche Ursachen der mittlerweile fest etablierte Husten und die extreme Kurzatmigkeit mit Atemnot haben.
Der für das CT zuständige Facharzt hat sich beim Aufklärungsgespräch viel Zeit für mich genommen und mir Bilder vom letzten CT gezeigt. Anhand derer hält er z. B. eine Lungenfibrose als Grund für die jetzigen Verschlechterungen für unwahrscheinlich. Einige Tumore, besonders der große Haupttumor liegen allerdings sehr nahe an den Bronchien. Wenn sie dort Luftkanäle verengen, könnte das eine mögliche Ursache sein. Sobald ich Genaueres weiß, werde ich es hier niederschreiben.
Die Infos bekam ich dann erst im September.
Mr. Spok würde sagen: faszinierend, dieser Mann ...
Wenn's nicht klappt: Ersatzlink
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