top of page
OVAL 09 Dein ja sei ein ja.jpg

Mein Kampf gegen den Krebs

krebs_groß-removebg-preview.png

Aufgeben ist keine Option

Unbenannt 1.png
telegram.png

 2020:  Januar  Februar  März  April  Mai  Juni  Juli  August  September  Oktober  November  Dezember 
 2021:  Januar  Februar  März  April  Mai  Juni  Juli  August  September  Oktober  November  Dezember 

 2022:
  Januar  Februar  März  April  Mai  Juni  Juli  August  September  Oktober  November  Dezember 
  Hallelujah  Ernährung  Playlisten  Flyer/Karten  

September 2020

Der September fängt ziemlich turbulent an. Heute habe ich am Telefon kurz mit meinem behandelnden Arzt gesprochen. Die Auswertung des CTs hat ergeben, dass sich vor allem die Metastasen in der Lunge vergrößert haben. Das wird wohl auch der Grund für den Husten und die extreme Kurzatmigkeit und Atemnot sein. Zusätzlich gibt es da anscheinend noch eine problematische Metastase am 12. Brustwirbel, die näher untersucht werden muss. Das erklärt dann auch meine (leichten) Beschwerden im Rücken, die ich seit einiger Zeit habe. Wir fahren morgen gleich nach Frankfurt in die Klinik, um alles Weitere abzuklären. Meine Therapie wird wahrscheinlich vollkommen umgestellt. Angedacht ist der Wegfall der Immuntherapie und stattdessen erst einmal drei neue Zyklen einer Chemotherapie mit anderen Inhaltsstoffen. Danach erfolgt dann eine weitere Kontrolle via CT.

Vorsichtshalber nehme ich mal meine Allzeitbereit-Tasche mit allem Nötigen für eine stationäre Aufnahme mit. Dazu gehört neben Unterwäsche, Schlafanzug, Kulturbeutel und Schlappen natürlich auch eine kleine Notfallfotoausrüstung mit Stativ und Actioncam. Man weiß ja schließlich nie, wie lange so Untersuchungen dauern können ...

Es kam alles anders als gedacht. Der Termin bei meinem Arzt in Frankfurt verlief sehr entspannt. Das liegt aber nicht an dem Befund, sondern an der super positiven Ausstrahlung und Art dieses außergewöhnlichen Mannes. Er hat sich viel Zeit für uns genommen und uns die Entwicklung genau dargelegt. Die anfänglichen Erfolge mit den ersten Zyklen der Chemotherapie konnten alleine mit der Immuntherapie leider nicht aufrechterhalten werden. Die meisten Tumore sind wieder spürbar gewachsen. Das bedeutet aber nicht, dass ich schon austherapiert wäre. Es stehen mir noch einige Optionen zur Verfügung. Auf seinen Rat hin habe ich mich sofort für einen weiteren Zyklus Chemotherapie entschieden. Diesmal werden es andere Wirkstoffe sein. Der typische Haarausfall gehört auf jeden Fall zu den zu erwartenden Nebenwirkungen. Die erste Gabe werde ich bereits morgen Vormittag erhalten.

Die Metastase am 12. Brustwirbel ist noch nicht problematisch, muss aber genauestens beobachtet werden. Sollte sie weiter wachsen könnte das unangenehme Folgen für meinen Bewegungsapparat haben. Sobald sich meine Beschwerden im Rücken verstärken, wird diese Metastase zusätzlich mit einer lokalen Bestrahlung behandelt.

​Auf jeden Fall sind wir mit viel Hoffnung und Zuversicht aus dem Gespräch gegangen und haben uns den Rest des Tages so angenehm wie möglich gestaltet. Es war uns ein Bedürfnis im Kloster Marienthal im Rheingau Danke zu sagen. Da wir beide vor Aufregung noch nichts gegessen hatten, sind wir gleich danach zum Schloss Johannisberg gefahren um ein kleines und verspätetes Frühstück (15 Uhr) mit Blick auf den Rhein zu genießen. Zum Abschluss sind wir zurück in den Taunus gefahren und haben, auf ärztlichen Rat, noch ein Spagetti-Eis genossen. Was für ein verrückter Tag.

Und schon ist es geschafft. Die erste Gabe der neuen Chemotherapie habe ich heute bekommen. Bisher ohne irgendwelche Nebenwirkungen. Mir wurde aber mit auf den Weg gegeben, dass ich mich darauf einstellen muss, dass man meistens nach einer knappen Woche für ein zwei Tage eine Schwächephase erlebt. Der Haarausfall wird sich wahrscheinlich erst nach und nach einstellen und mich dann über längere Zeit begleiten. Irgendwie bin ich sehr darauf gespannt, wie ich mit Glatze, ohne meinen geliebten Schnauzer und ohne Augenbraue aussehen werde. Ich weiß schon ganz genau, wie meine beiden Söhne mich mit den verschiedensten Faschingsperücken und Kopfbedeckungen ausstatten werden. Wenn ich meine Familie richtig einschätze, könnte daraus so etwas wie ein familieninterner Wettkampf um die beste/verrückteste Idee entstehen. Wenn ich mutig genug bin, werde ich dann die Bilder hier posten.

Was für eine Woche. Obwohl wir Anfang der Woche wegen der Ungewissheit doch sehr unruhig und sogar etwas niedergeschlagen waren, haben wir es geschaft, die Stimmung wieder total ins positive zu drehen. Wir machen einfach das Beste aus jedem Tag und versuchen jede gemeinsame Stunde zu genießen.

 

Am Tag 1 nach der neuen Chemotherapie geht es mir glücklicherweise richtig gut. Nebenwirkungen verspüre ich bisher keine. Wir sind deshalb nach Trebur gefahren, um dort ein bisschen mit den E-Bikes zu fahren. Weil das Wetter so überraschend schön war und ich mich so gut gefühlt habe, ging es immer noch ein Stückchen weiter. Am Ende kamen dann insgesamt ca. 40 km zusammen. Bei den wunderschönen Radwegen, die genauso eben und flach sind wie in Holland oder an der deutschen Nordseeküste, ist das mit den E-Bikes überhaupt keine Anstrengung. Diese kleinen Klappräder waren eine sehr gute Investition. Sie geben mir das Gefühl noch aktiv sein zu können und erhöhen deutlich meinen Aktionsradius. Da ich vergleichsweise viel Motorunterstützung brauche und keine Überraschung erleben möchte, dass ich irgendwann den Rückweg nicht mehr schaffe, verfüge ich mittlerweile über einen Zweitakku.

Die bisherigen Tage nach der Therapiegabe fasse ich jetzt einmal zusammen. Seit dem zweiten Tag nach der Gabe habe ich verschiedene kleinere Nebenwirkungen. Muskelschmerzen, vergleichbar einem Muskelkater, immer wieder an anderen Stellen. Ich habe seither häufig leichtes Nasenbluten und leichte Kopfschmerzen. Zusätzlich habe ich heftige Halsschmerzen. Ich muss permanent etwas trinken, um es erträglich zu halten. Schlimm wird es dann vor allem nachts. Durch den Husten habe ich auch einen echten und sehr heftigen Muskelkater im oberen rechten Bereich des Rückens. Bis auf den Muskelkater im Rücken ist aber alles locker auszuhalten.

Mittlerweile haben wir Tag 7 nach der Gabe. Eine der unangenehmsten Nebenwirkungen ist eine orale Mukositis. Der Name klingt nach Moskitos im Mund und kommt damit dem tatsächlichen erleben schon recht nah. Es ist eine Entzündung der Mundschleimhäute. Bei mir ist besonders die Zunge betroffen. Die Zunge ist so empfindlich geworden, dass sie sich an einem meiner Zähne verletzt hat. Das fühlte sich zuerst an, als hätte ich mich nur auf die Zunge gebissen. Aber leider heilt es nicht ab, sondern wird gefühlt immer schlimmer. Meine Zahnärztin hat den schuldigen Zahn jetzt entschärft, aber eine Beruhigung ist leider noch nicht zu verspüren. Jede Mahlzeit wird zur Herausforderung. Man isst nur noch, was unbedingt sein muss. Der heftige Muskelkater beim Husten wird auch kein bisschen besser. Dafür habe ich aber gemerkt, dass die Atemnot etwas abgenommen hat. Dafür kann man auch ein bisschen was aushalten.

Heute war für mich ein wichtiger Tag. Wir waren zur Blutkontrolle und anschließendem Arztgespräch in der Klinik. Die Blutwerte lassen diesmal zu wünschen übrig. Besonders die Zahl der Leukozyten ist viel zu gering. Bis zur nächsten Gabe muss sich das ändern. Deshalb bekomme ich jetzt ein paar spezielle Spritzen. Die darf ich mir sogar selber geben. Ich habe mich aber dafür entschieden, dass lieber von meinem jüngeren Sohn machen zu lassen. Er hat als ehemaliger Sanitäter wenigstens ein bisschen Erfahrung. Außerdem kann ich dann wegschauen.

Gegen meine ganzen Zipperlein, die allesamt Nebenwirkungen der Therapie sind, habe ich verschiedene Mittelchen bekommen. Besonders unangenehm sind die Folgen der Mukositis. Jede Nahrungsaufnahme ist mit Schmerzen verbunden. Dagegen gibt es jetzt eine Lösung zum Spülen. Diese betäubt den Mundraum so, dass man etwas kauen und schlucken kann. Dann gibts noch eine (superleckere) Tinktur gegen Pilzbefall. Sollten durch die Spritzen Rückenschmerzen auftreten, ist das normal und ich darf Paracetamol dagegen einnehmen.

Die Nebenwirkungen werden mich auf jeden Fall einige Zeit begleiten, sollten sich aber bis zur Gabe der nächsten Therapie in zwei Wochen deutlich verringert haben. Dann geht das Spiel von Neuem los. Ich plane deshalb im Moment nicht so weit voraus, sondern entscheide jeden Morgen neu, was an diesem Tag für mich möglich ist.

Heute, am 11. Tag nach der Therapie, habe ich so langsam meinen Weg gefunden, auch mit der Mukositis klarzukommen. Das macht zwar keinen Spaß, es kann einem aber viel Schlimmeres widerfahren. Den hustenbedingten Muskelkater im Rücken bin ich leider auch noch nicht ganz los, aber auch an dieser Front zeichnet sich Entspannung ab. Die avisierten Rückenschmerzen wegen der Spritzen sind ausgeblieben. Dafür hatte ich fast zwei Tage Beschwerden in den Hüftgelenken, einschließlich Wackelgang. Heute Morgen ist das aber wie weggeblasen.

Das Wetter ist für September besonders schön und auch angenehm warm. Ich tanke momentan so viel Sonne wie mir möglich ist. Das tut Körper und Seele richtig gut. Außerdem bin ich der Meinung, dass meine Kurzatmigkeit in den letzten Tagen seit der Chemotherapie etwas besser geworden ist. Alles gute Gründe, weiterhin voller Freude und Zuversicht in die Zukunft zu schauen.

Erfolgreich gegen Mukositis

Jetzt haben wir Tag 12 nach der ersten Gabe der neuen Therapie. An einigen wenigen, vor allem aber unerwarteten Stellen, beginnt ein zaghafter Haarausfall. Dafür habe ich die Mukositis anscheinend gut im Griff. Da ich dafür eigentlich nicht viel getan habe, möchte ich hier kurz erklären, wie ich vorgehe. Vielleicht hilft das anderen Betroffenen auch so gut:

Als Erstes desinfiziere ich immer vor Benutzung meine Zahnbürste. Dafür gebe ich ein paar Tropfen H2O2 (Wasserstoffperoxid, 3 %ige Lösung) in einen Becher und fülle etwas Wasser hinzu. Das lasse ich zwei bis drei Minuten stehen. Für das Zähneputzen selbst verwende ich entweder gar keine oder nur eine ganz geringe Menge Zahnpasta. Nach dem Zähneputzen spüle ich den Mund gut mit Wasser aus. Während des Rasierens mache ich dann "Ölziehen" mit einem Teelöffel (festem) Kokosöl. Das dauert etwa vier Minuten. Man spürt richtig wie das die Schleimhäute entspannt. Das Kokosöl fettet nicht nur die Haut, es wirkt gegen Bakterien, Viren und Pilze. Das "Ölziehen" mache ich öfter am Tag, immer wenn ich der Meinung bin, ich müsste mir wieder etwas Gutes tun. Vor den Mahlzeiten nehme ich etwas "Düsseldorfer Lösung". Das ist eine Lösung aus verschiedenen Wirkstoffen, die von der Apotheke nach Rezept des jeweiligen Onkologen frisch angemischt wird. Sie hat ebenfalls die Aufgabe zu desinfizieren, aber in erster Linie geht es um einen Betäubungseffekt für ein paar Minuten, damit man einigermaßen Kauen und Schlucken kann. Nach den Mahlzeiten wird erst mit Wasser und dann noch einmal mit der "Düsseldorfer Lösung" gespült. Nach etwa zehn Minuten nimmt man noch eine spezielle Lösung gegen Pilzbefall. Es macht viel Sinn, sich dafür ausreichend Zeit zu nehmen und alle Vorgänge mit Bedacht durchzuführen, denn man muss wissen, keine Mukositis ist so schlimm, dass sie nicht noch schlimmer werden könnte. Da gilt der Spruch: Schlimmer geht immer.

Seit Januar trinke ich viel Tee und nur noch sehr wenig Kaffee. Jetzt, mit der Mukositis, trinke ich nur noch eine Mischung aus Kamillen- und Pfefferminztee. Die Wirkstoffe, besonders der Kamille, sind sehr hilfreich. Ich spüle mit jedem Schluck den ganzen Mund aus. Eine spürbare Wohltat. Für die Mahlzeiten empfehlen sich Dinge wie Joghurt, Speisequark und die verschiedensten Suppen. Besonders griechischen Joghurt mit Honig finde ich total lecker. Der Honig ist auch sehr gut für die Mundflora. Den Speisequark mische ich immer mit etwas Leinöl. Für den Geschmack gebe ich manchmal Früchte dazu. Da kann aber die Säure schmerzhafte Folgen haben. Deshalb nehme ich lieber Backaromen dafür. Nimmt man Vanille, hat man das Gefühl bei der Oma Plätzchenteig zu naschen und bei Zitrone schmeckt es wie flüssiger Käsekuchen. Rumaroma hatte ich bisher noch nicht. Das hebe ich mir lieber für kältere Tage auf. Als feste Nahrung kam ich nur mit Butterhörnchen und Reihweck ganz gut zurecht. Alles andere machte mir wenig Freude.

S'Lebbe geht weidda, aach ohne Schnorres ...

S'Lebbe Geht Weidda

Anscheinend ist nun die Zeit des Abschieds von meinen Haaren gekommen. Schon in den frühen Morgenstunden des 13. Tages nach der Therapie, musste ich meinen heißgeliebten Schnorres abrasieren. Er war nur noch in Teilen vorhanden. Leider so unglücklich, dass ich als Träger eines Rechtsscheitels Handlungsbedarf gesehen habe. Auch am Kopf verliere ich nun kräftig Haare. Eine ganze handvoll davon musste ich aus dem Abfluss fischen, damit das Wasser wieder ablaufen kann. Wie gut, dass es draußen im Moment noch so warm ist. Irgendwie bin ich schon total neugierig, wie ich mit Glatze aussehen werde.

Natürlich beeinträchtigt der Haarausfall in keiner Weise meinen Tatendrang oder meine Zuversicht. Dazu kann ich nur sagen: "Ein bisschen Schwund ist immer". Deshalb habe ich mich auch am frühen Abend aufgemacht und noch eine kleine Radtour durch den Taunus gemacht. Wer weiß, wie lange wir dieses tolle Wetter noch haben und im Winter kann ich dann von solchen Möglichkeiten nur träumen. Ich habe mir viel Zeit gelassen und jeden Moment genossen.

Der 14. Tag nach der Chemotherapie war ein besonders schöner Spätsommertag. Einen Heilhypnose-Termin haben wir zum Anlass genommen, bei wunderbarem Sonnenschein, eine kleine Radtour von Ginsheim bis zur Hessenaue zu unternehmen. Bei einer kleinen Einkehr kamen wir dort mit einer sehr netten Dame ins Gespräch. Es tut uns immer wieder gut zu erleben, wie freundlich, nett und sogar liebevoll die meisten Menschen sind. Zum Abschluss dieses tollen Tages gab es dann noch ein Abendessen in unserem Lieblingsrestaurant Zuhause. Bei so viel tollen Erlebnissen spielen der Haarausfall und die anderen Nebenwirkungen, die weiter abklingen, für mich keine Rolle mehr.

Am Sonntag, den 17. Tag nach der Chemotherapie, hat der Haarausfall anscheinend vorerst seinen Höhepunkt überschritten. Die Mukositis ist überwunden und das Nasenbluten ist selten geworden. Geblieben sind noch die Halsschmerzen, der Husten und sehr empfindliche Augen, die beim geringsten Lufthauch anfangen zu tränen. Die nächste Gabe der Chemotherapie werde ich bereits am Mittwoch bekommen. Ich gehe davon aus, dass sich danach der Ablauf der Nebenwirkungen in etwa wiederholen wird. Da ich diesmal weiß was auf mich zukommt, werde ich vorbereitet sein.

Der Tag 20 nach der ersten Gabe, ist schon der Tag der zweiten Gabe. Wir fahren heute am frühen Morgen nach Frankfurt. Wegen meines sehr ausgedünnten Haupthaares, werde ich wegen der morgendlichen Frische ein Mützchen tragen müssen. Das ist überhaupt nicht mein Ding. Gegen 8 Uhr wird mir zur Sicherheit zuerst Blut abgenommen. Nach ein bis zwei Stunden bekomme ich, wenn die Blutwerte in Ordnung sind, die Infusionen. Das wird dann etwa 2 1/2 Stunden dauern. Ich habe mir extra aus einer Mischung aus Kamillen- und Pfefferminztee Eiswürfel gemacht. Diese lutsche ich dann nach und nach während der Infusion. Dadurch sollen sich die Blutgefäße im Mundraum verengen, damit dort die Chemotherapie weniger eingetragen wird. Vielleicht kann ich so die zu erwartende Mukositis abschwächen. Zusätzlich habe ich mir eine Audiodatei mit eigenen Affirmationen erstellt. Die werde ich mir während der Infusion, aber auch später immer und immer wieder anhören. Damit aktiviere ich die Selbstheilungskräfte.

Die Affirmationen (Version 2)

Ich lasse alle  Anspannung von mir abfallen.
Meine Muskeln entspannen sich.
Ich bin ganz ruhig und ruhe in meiner Mitte.
Ich liebe mein Leben.
Ich bin glücklich.
Ich bin dankbar.

 

Gott hat mir in der Stunde der Not die Hand gereicht.
Ich habe sie dankbar und demütig angenommen.

Ich liebe meine Frau und bin ihr unsagbar dankbar.
Ich liebe meine Söhne und ihre Frauen.
Ich liebe meine Familie.
Ich liebe aus dem tiefsten Inneren meines Herzens.

 

Ich bin stolz, ich habe Kraft und
ich bin ein beinharter Typ, der sich nichts gefallen lässt.

Ich bin selbst Schöpfer meines Lebens.
Ich bin voller Energie und jeder Situation gewachsen.
Ich vergebe mir und anderen.

Ich lebe im jetzt und bin stets achtsam.
Ich sehe in allem das Schöne.
Ich bleibe in schwierigen Situationen immer ruhig und gelassen.
Mein ganzes Wissen steht mir immer und überall zur Verfügung.

Ich glaube an die schöpferische Kraft meiner Gedanken
und die göttliche Weisheit und Kraft meines Unterbewusstseins,
das meinen Körper erschaffen hat und heilt.


Der Krebs hat seine Aufgabe erfüllt, er wird nicht mehr benötigt.
Die Krebszellen verlassen jetzt meinen Körper.
Mein gutes und mächtiges Immunsystem hilft den Krebszellen meinen Körper zu verlassen und ersetzt sie durch gesunde Zellen.
Ich bin gesund und habe eine starke Lunge.

 

Ich schlafe schnell ein.
Mein Schlaf ist tief und sehr erholsam.
Ich erwache immer zur rechten Zeit.
Ich träume Träume voller Liebe und Gesundheit.
Der Schlaf gibt mir die Kraft für mein wundervolles Leben.

Dieser Text ist mit angenehmer Entspannungsmusik unterlegt und wiederholt sich immer und immer wieder. Damit sollen die Affirmationen im Unterbewusstsein manifestiert werden.

Da ich die Musik dafür nicht selbst komponiert habe, darf ich die Audiodatei leider nicht öffentlich zur Verfügung stellen.

Die zweite Gabe der Chemotherapie lief eigentlich sehr unspektakulär ab. Lediglich die zeitlichen Abläufe waren auffällig. Es gab in Frankfurt eine Kundgebung und teilweise wohl auch Streiks. Da die Zentralapotheke (für mich Giftküche), die die Therapien täglich auf Bestellung frisch herstellt und anliefert, nicht in den Gebäuden der Klinik untergebracht ist, haben anscheinend die durch die Veranstaltung entstandenen Verkehrsbehinderungen für deutliche Verzögerungen gesorgt. So war ich von ca. 7.45 Uhr bis ca. 14.30 Uhr in der Ambulanz. So habe ich nicht viel gemacht und bin trotzdem angestrengt wie von einer Bergtour.

Gegen 15.30 Uhr waren wir dann wieder Zuhause. Genau die richtige Zeit, um nach einem leckeren Kamille-Pfefferminztee einen kleinen Mittagsschlaf nachzuholen. So wird auch die Zeit bis zum Abendessen nicht so lang. Und auch nach dem Abendessen fehlt mir heute die Kraft und auch die Motivation, noch irgendwelche Bäume auszureißen. Also schreibe ich noch ein bisschen an der Seite und gehe früh schlafen.

Am Tag nach der zweiten Gabe fühle ich mich richtig gut. Die Nebenwirkungen der ersten Gabe sind nun vollständig verschwunden. Bis auf den Haarausfall, aber ich werde ja sowieso von Tag zu Tag schöner ... :-)

Jetzt arbeite ich daran, die Nebenwirkungen der zweiten Gabe zu minimieren. Ich bin sehr gespannt, ob mir das gelingen wird. Falls ja, gebe ich die Tipps gerne weiter. Jetzt genieße ich erst einmal den vorerst letzten schönen Spätsommertag.

Heute ist Samstag, der dritte Tag nach der zweiten Gabe der neuen Chemotherapie. Schon der frühe Morgen beginnt mit leichtem Nasenbluten und ich spüre im Mund, dass die Mukositis sich zurückmeldet. Das Wetter ist jetzt sehr herbstlich und kalt geworden. Vorgestern hat man noch den Schatten gesucht, heute wünscht man sich einen Kachelofen. Darauf muss ich mich erst einmal einstellen. Mir wird im Moment doch recht schnell frisch am Kopf. Ein Gefühl, dass ich so bisher nicht kannte. Glücklicherweise hat meine liebe Frau rechtzeitig daran gedacht, mir ein paar Mützen zu besorgen.

Am Tag vier nach der Gabe muss ich leider feststellen, dass all die guten Ratschläge und Tipps zum Thema Mukositis und Vorbeugung überhaupt nichts gebracht haben. Aber das macht mir nicht wirklich etwas  aus, schließlich weiß ich ja, dass es in ein paar Tagen wieder besser sein wird. Wenn das die einzige ernst zu nehmende Nebenwirkung bleibt, ist alles gut. Gelenk- und Muskelschmerzen habe ich bisher kaum. Das Nasenbluten ist auch nicht schlimmer geworden. Von daher ist es also ganz gut auszuhalten.

Der September geht langsam zu Ende. Ein sehr bewegter Monat. Heute, am fünften Tag nach der zweiten Gabe der neuen Chemotherapie, läuft bei mir alles mit arg gebremsten Schaum. Eine lähmende Müdigkeit hat von mir Besitz ergriffen. Zu allem muss ich mich aufraffen, alles kostet mich viel Überwindung. Aber schlecht geht es mir überhaupt nicht. Die Muskel- und Gelenkschmerzen halten sich sehr im Rahmen, die Mukositis ist auch erträglich, ich bin einfach nur unendlich müde. Das klassische Gegenmittel, Schlaf, hilft heute leider nicht. Ich wache mindestens so müde auf, wie ich mich hingelegt habe. Aber auch darauf wurde ich schon vorbereitet. Das ist bei dieser Art der Therapie nicht ungewöhnlich und soll angeblich nicht lange anhalten. Morgen weiß ich dann, ob das stimmt.

Am sechsten Tag nach der zweiten Gabe bin ich tatsächlich nicht mehr ganz so müde. Dafür hat sich die Mukositis deutlich verstärkt. Es ist zwar noch auszuhalten, macht aber definitiv keinen Spaß. Das Wetter bietet mir leider keine Möglichkeit mich draußen zu betätigen. Eine klassische Erkältung wäre so ziemlich das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. So sitze ich hier und überlege, ob ich lieber eine Runde Mittagsschlaf halte oder mich wieder an das Puzzle vom Montserrat traue, das 2.000 Teile hat und bei dem nur noch der blaue Himmel zu machen ist.

Am siebten Tag nach "ihr wisst schon was", mausert sich die Mukositis zu einer echten Belastung. Gestern hat es gereicht, einfach nicht zu essen, um es erträglich zu halten, heute kann ich machen oder lassen was ich will, es tut trotzdem weh. Das Nasenbluten ist auch ein bisschen heftiger geworden, ist für mich aber von untergeordneter Bedeutung. Am besten werde ich heute meinen Mund nur für das Spülen mit den verschiedenen Heilmittelchen öffnen. Ansonsten bleibt das Ding zu. Vielleicht noch ein bisschen Tee trinken, aber damit ist dann auch gut. Essen kann ich mir gerade nicht so wirklich vorstellen. Aber warten wir mal ab, wer am Ende des Tages wirklich stärker ist, der Hunger oder der Schmerz.

Da seit einigen Tagen die Haut an meinen Handflächen und Fingern gefühlt ständig dünner wird, habe ich mir weiße Baumwollhandschuhe bestellt. So wie Eddi Arent als Butler in den Edgar Wallace Filmen oder Freddie Frinton in Dinner for one. Die älteren Leser werden die Bilder noch vor Augen haben, die Jüngeren können das gerne mal googeln, es lohnt sich. Mit den Handschuhen möchte ich mich davor schützen, mich bei den täglichen Selbstverständlichkeiten dauernd leicht zu verletzen. Verletzen klingt viel zu dramatisch, ich habe aber gerade kein anderes, besser passendes, Wort parat. Es macht halt keinen Spaß, wenn die Haut schon bei geringen Berührungen aufreißt oder man sich dauernd irgendwelche Splitter zieht. Da merkt man erst, was für ein phantastischer Schutzschild die Haut normalerweise ist.

Wenn's nicht klappt: Ersatzlink

Wenn's nicht klappt: Ersatzlink

Bilder aus dem September 2020

Bilder September 2020

3. Brief eines ganz lieben Menschen

Scan_20200907.jpg
Scan_20200907 (2).jpg
Scan_20200907 (3).jpg
Scan_20200907 (4).jpg

Ein Septembertag

Jeden Tag geschehen Wunder. Wir müssen sie nur zulassen. 

bottom of page