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Mein Kampf gegen den Krebs

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Aufgeben ist keine Option

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März 2020

Ich habe mir in den letzten Wochen viel Zeit genommen, um mich und meine Krankheit etwas zu erforschen. Die simple Annahme, dass ich den Lungenkrebs nur wegen des Rauchens bekommen habe, scheint mir mittlerweile etwas zu kurz gegriffen. Ich hatte es verlernt auf meinen Körper zu hören. Lediglich so einfache Signale wie "zu anstrengend" oder "lecker" habe ich beachtet und berücksichtigt. Also immer schön gemütlich und mit vollem Genuss. Das ist zwar nicht unbedingt verwerflich, aber es schwächt schleichend das Immunsystem.

 

Darüber hinaus habe ich den Fehler gemacht, einige Dinge zu meinem persönlichen Problem zu machen, auf die ich in Wirklichkeit nicht den geringsten Einfluss habe. Ich bin mir mittlerweile ziemlich sicher, dass sich durch diese falsche Sicht- und Denkweise, diese negativen Gedanken als Krebstumor in mir manifestiert haben. Das Rauchen ist wahrscheinlich nur daran schuld, dass die Tumore letztendlich in der geschwächten Lunge entstanden sind und nicht woanders im Körper.

Ich bin zu der Überzeugung gelangt, dass Krankheiten, die keine äußeren Ursachen (Infekte, Vergiftungen usw.) haben, ein ganzheitliches Problem des betroffenen Menschen darstellen. Also Körper und Geist (Seele) gleichermaßen betroffen und zu heilen sind. Das bedeutet, dass eine medizinische Therapie alleine nicht zur endgültigen Heilung führen kann. Die seelischen Ursachen müssen ebenfalls angegangen und beseitigt werden. Ansonsten kommt der Krebs immer wieder.

Die medizinische Therapie wird bei mir unter der Federführung von Frau Prof. Dr. med. Elke Jäger in der Nordwestklinik in Frankfurt durchgeführt. Eine ausgesprochen liebenswerte und kompetente Person, die schon durch ihr Auftreten dem Patienten klar signalisiert: Du kannst es schaffen! Sie ist sehr aktiv im Bereich der Forschung und nach meiner Kenntnis weltweit bestens vernetzt. 

Was die Therapie für die Seele angeht, habe ich nicht so viel Glück. Da steht mir keine international anerkannte Koryphäe zur Verfügung. Ich bin auf einen totalen Laien und Anfänger angewiesen. Die Arbeitsweise entspricht der eines IT-lers. Immer nach dem Motto "try and error" (Versuch und Irrtum). Wen wundert's, handelt es sich doch um einen gelernten Banker, der die letzten zwanzig Jahre im Electronic Banking gearbeitet hat: mich. Glücklicherweise steht ihm ein hoch motiviertes Team (Familie) zur Seite. Außerdem ist er extrem hartnäckig, stellt die intimsten und gemeinsten Fragen. Er merkt sofort wenn ich versuche auszuweichen oder zu schwindeln. Ein Weglaufen vor den Antworten ist mir so nicht möglich. Er hat mir klar gemacht, dass ich mich auf meine Wurzeln und wirklichen Talente besinnen sollte, Klarheit und Wahrheit im Glauben brauche und aufhören sollte, mir insgeheim zu wünschen, der Weltenretter für meine Söhne sein zu wollen. Die beiden können das selbst viel besser. 

Um meine Atemnot ein bisschen besser in den Griff zu bekommen, habe ich schon länger versucht mithilfe von Youtube Videos verschiedene Atemtechniken zu üben. Leider mit sehr mäßigem Erfolg. Aber jetzt bekomme ich professionelle Unterstützung. Seit heute lerne ich das richtige Atmen unter der Anleitung einer Physiotherapeutin. Auch hier muss ich zuerst lernen, auf meinen Körper zu achten. Achtsamkeit sich selbst gegenüber, scheint ein wichtiges Kernelement jeglicher Therapie zu sein. Egal ob für Körper oder Seele. Für so einen groben Klotz wie mich keine leichte Übung. Man kann das richtige Atmen nur durch andauerndes Training erlernen. Vergleichbar mit den Kuppeln beim Autofahren. Es dauert seine Zeit, bis daraus ein Automatismus wird. Aber auch das werde ich irgendwann schaffen.

Damit in den nächsten Monaten die Infusionen für die Immun- und Chemotherapien einfacher und sicherer gegeben werden können, bekomme ich einen "Port" gelegt. 
Für künftige Infusionen muss dann nicht jedes Mal ein neuer Zugang gelegt werden. Das entlastet die Venen. Dieses kleine Kunststoffteil wird unter die Haut implantiert und das kleine Schläuchlein wird innerhalb einer Vene bis kurz vor das Herz gelegt. Dadurch werden die Inhaltsstoffe der Infusionen möglichst schnell im Blut verteilt und verdünnt.

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Der Eingriff ist so minimal, dass er ambulant und nur unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Genau das Richtige für einen Superhelden wie mich. Der Krebs macht mir keine Angst, aber dieses Vergnügen würde ich mir sehr gerne ersparen. Aber da muss ich wohl durch. Falls ich überlebe, berichte ich davon ... :-)

Es ist geschafft. Ich habe ganz knapp, aber wirklich nur ganz knapp überlebt :-). Der Port ist gesetzt. Jetzt muss ich die nächsten Tage ein bisschen vorsichtig sein, damit die Wunde in Ruhe heilen kann. Ideale Voraussetzungen, um sich weiterhin umsorgen zu lassen.

Für COPD-Patienten ist das morgendliche "fertigmachen" meistens eine besondere Herausforderung. Kaum fertig geduscht und abgetrocknet, ist man meistens schon wieder schweißgebadet und erschöpft. Durch die frische Wunde von dem Port kommen bei mir tagesaktuell noch einige weitere Einschränkungen hinzu. Würde man ein Video über meine derzeitige Morgenprozedur erstellen wollen, sollte man es in Schwarz-Weiß drehen, dann hätte es insgesamt den Charme von "Väter der Klamotte" und käme durchaus auf Spielfilmlänge.

 

Gleichzeitig startet diese Woche noch die zweite Runde der Immun- und Chemotherapie. Diesmal ambulant. Das bedeutet, dass man morgens um ca. 8:30 Uhr in der onkologischen Ambulanz ankommt, sich anmeldet und dann zuerst Blut abgenommen bekommt. Nach ca. 2 Stunden liegen die Ergebnisse vor und es erfolgt ein Arztgespräch. Wenn die Werte in Ordnung sind, folgen im Laufe des Tages die Infusionen. Es wird dann wohl Richtung später Nachmittag, bis man dort fertig ist. Also ist auch da wieder Geduld gefragt. Als Geschäftsmann würde ich es im Moment ungefähr so ausdrücken: "Geduld? Oh, das ist gerade ganz schlecht. Ist leider aus und keiner weiß, wann sie wieder verfügbar sein wird. Kommt aus China."

Ich habe heute die zweite Immun- und Chemotherapie in der onkologischen Ambulanz in der Nordwestklinik bekommen. Es dauerte auch nicht so lange wie vorher befürchtet. Es ist auf jeden Fall eine besondere Erfahrung, dort einige Stunden zu verbringen. Mir ist dort nicht ein verzweifelter Mensch aufgefallen. Die Mitarbeiter gehen mit den Patienten und ihren Angehörigen sehr liebevoll um. Es herrscht dort, trotz des starken Betriebs,  eine erstaunlich positive Atmosphäre. Auch die Patienten und ihre Begleitungen gehen sehr offen und freundlich miteinander um. Einige kennen sich schon seit Jahren. Man kommt sehr schnell ins Gespräch und es findet ein reger Erfahrungsaustausch statt. Anscheinend öffnet eine ernste Krankheit die Herzen der Menschen. Mir geht es ja auch so.

Anfang April bekomme ich dann schon die dritte Gabe und Ende April gehts ab ins CT zur Nachuntersuchung. Da wird sich das erste Mal zeigen, ob die Therapie auch messbar anschlägt. Ein bisschen ungeduldig bin ich ja schon, aber das ist bei mir ja nichts Neues.

Eine Woche nach der zweiten Chemo geht es mir gut. Ab und zu ein kleines bisschen Übelkeit, aber nicht der Rede wert. Der Haarausfall scheint sich beruhigt zu haben. Noch komme ich locker ohne Hut oder Mütze aus. Ich merke aber schon, dass sowohl Sonne als auch Wind mittlerweile an einigen Stellen nahezu ungehindert auf die Kopfhaut treffen. Aber glücklicherweise kann einen schönen Mann ja nichts entstellen. 

Etwa 7 Tage nach der Chemo hat sich doch noch eine Nebenwirkung eingestellt. Nicht gefährlich, dafür aber extrem unangenehm. Ich habe, bedingt durch das heruntergefahrene Immunsystem, eine deutlich spürbare Entzündung im Intimbereich bekommen. "I'm on fire" - auf meine ganz eigene Weise. Die Betreuung durch das Krankenhaus Nordwest ist echt super. Ich habe sofort beim ersten Anruf meinen betreuenden Arzt an das Telefon bekommen. In aller Ruhe hat er alles Wichtige hinterfragt und ich durfte auch sofort in die Klinik kommen. Dort wurde mir, trotz der Sondersituation im Moment, in der Urologie sofort weitergeholfen. Und was mich ganz besonders gefreut hat, einen Tag später hat mich der betreuende Arzt zu Hause angerufen. Er wollte einfach nur nachhören, wie es mir geht. Über so viel Interesse an jedem einzelnen Patienten kann ich nur staunen. Ich bin darüber überaus glücklich und fühle mich in meiner Entscheidung bestätigt, mich dort behandeln zu lassen. Hier sind menschliche und fachliche Kompetenz vereint. 

Der März geht nun zu Ende. Man stiehlt uns, hoffentlich letztmalig, am Wochenende wieder eine ganze Stunde. Dann ist noch "EARTH HOUR" (Zusammen im Dunkeln). Da werden, angeblich wegen des Klimawandels, weltweit in vielen Städten Sehenswürdigkeiten für eine Stunde unbeleuchtet gelassen. Ich habe dazu aber eine andere Theorie. Ich vermute, dass nur die Energie eingespart werden soll, die hier in meiner Heimatgemeinde regelmäßig an sonnigen Tagen für die Straßenbeleuchtung verschleudert wird.  Eigentlich könnte man sich im Moment doch weltweit die Beleuchtung für alle Sehenswürdigkeiten sparen. Schließlich ist in Zeiten von Corona in der öffentlichen Wahrnehmung der Unterschied zwischen Tourist und Terrorist verschwindend gering geworden.

Ich selbst bereite mich auf die nächste Therapierunde vor. Meine Blutwerte sind kontrolliert und für gut befunden worden. Die Entzündung habe ich mittlerweile sehr gut im Griff. In wenigen Tagen sollte sie vollständig ausgeheilt sein. Die gelegentliche Übelkeit ist wieder verschwunden und meine Lust auf Essen ist wieder ungebremst (leider). Sogar ein Großteil meiner Haare hat beschlossen, sich der kurzzeitigen Massenflucht nicht weiter anzuschließen. Ich bin also noch einigermaßen ansehnlich, hoffe ich.

Bilder aus dem März 2020

Jeden Tag geschehen Wunder. Wir müssen sie nur zulassen. 

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